01.02.21

Gemeinsame Leidenschaft für den Hafen

Gemeinsame Leidenschaft für den Hafen

Erfolgreiche Personalentwicklung und Ausbildung in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel

Eine Ausbildungsquote von mehr als 10 Prozent, eine geringe Fluktuation und viele jahrzehntelange Mitarbeiter – die Fakten bei J. MÜLLER sprechen für sich. Das mittelständische Familienunternehmen mit insgesamt knapp 500 Mitarbeitern hat sich als regionaler Arbeitgeber positioniert und zeigt, wie man auch in herausfordernden Zeiten Mitarbeiter für sich gewinnt. Im Mai 2021 wird die Unternehmensgruppe mit Standorten in Brake und Bremen 200 Jahre alt.

„Wir haben insgesamt knapp 500 Mitarbeiter, davon sind 58 Auszubildende. Mit einer Ausbildungsquote von mehr als 10 Prozent sind wir ein starker Ausbilder. Die Arbeit im Hafen ist speziell, wir managen eine große Produktvielfalt von Getreide bis Stückgut, darum brauchen wir Mitarbeiter, die das können", sagt Vorstandsvorsitzender Jan Müller. „Seit jeher haben wir unsere Mitarbeiter über die eigene Ausbildung gewonnen und weiter qualifiziert. Für uns als Dienstleister ist die persönliche Motivation unserer Mitarbeiter das wichtigste.“ Uwe Schiemann, Geschäftsführer von J. MÜLLER Weser ergänzt: „Wir haben heute viele Führungskräfte, die schon als Auszubildende bei uns angefangen haben, sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblichen Bereich. Aus- und Weiterbildung haben wir immer dem Wandel der Zeit angepasst.“

Regionaler Arbeitgeber, internationale Kunden

Die Unternehmensgruppe J. MÜLLER ist spezialisiert auf den Betrieb der Seehafenterminals in Brake und Bremen sowie den dazu gehörigen hafen- und schifffahrtsnahen Dienstleistungen. In Brake beschäftigt das Unternehmen etwa 370 Mitarbeiter, in Bremen sind es rund 130. Von den Beschäftigten in Brake kommt etwa die Hälfte aus der Wesermarsch, die andere Hälfte kommt aus den angrenzenden Landkreisen wie Friesland, Oldenburg und Cuxhaven. „Wir arbeiten hier regional und bodenständig – und gleichzeitig haben wir die große weite Welt bei uns im Hafen“, sagt Müller. Die Vielfältigkeit der Aufgaben, die internationalen Geschäftskontakte, ein wertschätzendes Miteinander und nicht zuletzt kurze Entscheidungswege und flache Hierarchien seien für die Mitarbeiter entscheidend.

Wir haben ein sehr gutes Arbeitsklima mit unseren Kollegen, daraus sind viele Freundschaften entstanden“, sagt Hafenlogistiker Andre Koch. „Zudem ist der Kontakt zu unseren Vorgesetzen auch in schwierigen Situationen immer direkt und gut. Wenn mal ein Fehler passiert, reißt einem niemand den Kopf ab. Die Geschäftsführer kennen jeden von uns mit Namen und nehmen sich auch mal Zeit für einen kleinen Schnack.“ André Koch lebt eine eigene Familiengeschichte im Familienunternehmen: Er und sein Bruder Markus Koch arbeiten seit 2005 bei J. MÜLLER, sein Vater Manfred hatte ebenfalls mehr als 20 Jahre als Fahrer im Stückgutbereich gearbeitet und sein Sohn Jesco hat im August 2020 eine Ausbildung zur Fachkraft für Hafenlogistik begonnen.

Ausbildung: Entscheidend ist, wer in den Hafen passt

Damit ist er einer von insgesamt 19 Auszubildenden, die im Sommer 2020 bei J. MÜLLER angefangen haben. Insgesamt arbeiten 10 männliche und 13 weibliche Auszubildende im kaufmännischen Bereich sowie 32 männliche und 3 weibliche Auszubildende in gewerblich-technischen Berufen. Vom Hafenlogistiker über Mechatroniker, Büro-, Schifffahrts- oder Speditionskaufleute bis zum Fachinformatiker – die Bandbreite ist groß. Insgesamt gibt es zehn verschiedene Ausbildungsberufe bei J. MÜLLER. „Viele Azubis haben ein Schülerpraktikum bei uns gemacht, andere kennen Mitarbeiter im Familien- und Bekanntenkreis“, sagt Jennifer Prieske, Personalreferentin Aus- und Weiterbildung bei J. MÜLLER. Aber auch die Azubi-Kampagne „Hafenhelden“ habe das Interesse vieler junger Menschen geweckt. „Bei uns steht der Mensch im Vordergrund, die Noten sind nicht entscheidend. Darum machen wir auch keinen Einstellungstest, sondern laden die Bewerber nach einem persönlichen Gespräch für ein mehrtägiges Praktikum ein. Sie lernen verschiedene Bereiche kennen und müssen auch schon mal rauf auf das 90 Meter hohe Silo. Für uns wichtig, wie der Mensch zu uns in den Hafen passt.“

„200 Jahre J. MÜLLER – 200 Stunden“

Wenn es passt, dann passt es für lange Zeit oder gar ein ganzes Berufsleben. Vom ersten Tag sind die Auszubildenden in die Abläufe mit eingebunden. Es gibt keine Lehrwerkstatt, sondern gelernt wird dort, wo die Arbeit zu tun ist. Ob am Schreibtisch oder am Getreideheber. Es gibt gemeinsame Events wie Ausflüge, das Logistikspiel – und zum 200-jährigen Jubiläum von J. MÜLLER im Mai 2021 werden alle Azubis einen Tag freigestellt, um für eine gemeinnützige Einrichtung tätig zu werden. „200 Jahre – 200 Stunden“ heißt das Motto dieses Tages, an dem Teambuilding und soziales Engagement gleichermaßen im Mittelpunkt stehen.

Für die Zukunft setzt J. MÜLLER verstärkt auf Personalentwicklung und will beispielsweise durch Traineeprogramme auch für Hochschulabsolventen attraktiver werden. Auch Weiterbildung und Wissenstransfer spielen eine weiterhin große Rolle. „Wir haben viele langjährige Mitarbeiter bei uns mit viel Fachwissen und Erfahrung gerade bezüglich unserer Produktvielfalt. Eine langfristige Personalplanung hält nicht nur das Wissen im Unternehmen, sondern bedeutet auch Sicherheit und Verlässlichkeit für uns und die Mitarbeiter“, sagt Vorstandsvorsitzender Jan Müller.

Text: textundgut Nina Svensson, J. MÜLLER
Bild: André und Jesco Koch, Mitarbeit und Auszubildender J. MÜLLER